Zeit der Steine

Das Moor von Meppen-Dose liegt wie ein aufrecht stehender Faustkeil vor der hier stark meandernden Ems und der flatternden Grenzziehung zu Holland. An seinem oestliche Rand befinden sich, wie an einer hingeworfenen Perlenkette liegend, viele Grosssteingraeber aus der Megalithkultur.

Von Tag und Nachtgleiche begleitet steht das Zelt, von alten Stieleichen ueberspannt, nun zwischen diesen Huehnengraebern. Nah zusammen gerueckte oder aufgeschichtete Findlinge einer grossen Eiszeit, die die Patina unzaehliger Jahreszeiten und Lebensringen tragen.

Im Mittelalter der christlichen Zeitfolge sollten Bohrloecher mit Dynamit dieses Heidenwerk zerstoeren. Nebenbei brauchte es Steine fuer Strassenbau und neue sakrale Tuerme. Und siehe, erinnert es nicht an die immer wieder auftauchenden Hardliner, die im Namen monotheistischer Goetter vernichtende Urteile faellen, ausmerzen wollen, was nicht in enge geistig-religioese Vorstellungen passt. Und es sei die Frage erlaubt, ob es gut war und ist, einen animistischen Glauben an Geister, ja einer ganzen beseelten Welt, mit neuen Goettern zu ueber trumpfen?

Die naturnah entsprungenen Kraefte, Deutungen und Zwiegespraeche waren nicht dafuer gemacht, mit missionarischem Eifer in fremde Laender ein zu dringen oder samt Koppel, Feuer und Schwert anderen Voelkern Unterdrueckung nebst Krieg zu bringen.

Vor meinem geistigen Auge knien die Menschen von damals vor ihren Steingraebern nieder und schauen ehrfuerchtig, eben jenen Mond, der nun wie die “ Geburt einer Orange “ aus den Waeldern steigt und gelassen ins kosmische Firnament wandert.

Fluestere zu den Felsen

in dem Versteckten lauscht etwas

nimmt das Wort entgegen

fuehrt es weiter und

vollendet es.

Ailo Gaul / Same