Letzte Feuer Asiens

 

 

In den Wasserlachen der Autowaesche baden sich breit plusternde Tauben, an Strassenecken wird Obst auf Tische geschuettet, Kaese liegt im Heck aufgeklappter Kombis. Drumherum, teils nur halbfertige, uniforme, wohngepresste Hochhaeuser. Drunter, kaum halb so hoch, ihre alten Schwestern. Verlebte, Zettel beklebte Eingaenge, wild gespannte Waesche, Balkone zwischen Abstellkammer, Baustelle und minimalistischer Idylle. Kinder erkunden ihren sich weitenden Radius, vor kleinen Laeden stehennKuehltruhen mit Eis, Pelmeni, Wasser, Bier und Limonade. An zusammen gestellten Baenken trifft man sich des Abends. Mal laut, mal leise und lebt vom fruchtbaren Boden des einfachen Lebens. Darueber hat die alte Hafenstadt Batumi ein Baufeuerwerk zwischen Fantasie und Gigantomanie gelegt, das belebende, ja fast symbiotische Bilder schafft.

Auf der langen Uferpromenade treffen wir Roman aus Kirgistan. Er fuehrt Touren in die Berge des nahen Nationalpark und die Familie, mit zwei Maedchen, lebt seit fast drei Jahren in der Stadt. Trotzdem bleibt Gregorisch eine Fremdsprache fuer sie. Kirgisisch fuer die Heimat, Russisch im Alltaeglichen, fuer die Schule von Tschufon und Djamila. Bei ihnen koennen wir schlafen und zerbeissen letzte Wuerfelzuckerecken, in Schwarztee getaucht, unter dem schlanken Minarett der kleinen Altstadt. Ein paar Kopftuecher und Schneeweisse lange Hemden entschwinden zu Gruen ueberdachten Plaetzen.

Fast entrueckt, auf Daecher Hoehe, eine schlanke, aufrechte Medea, in derem Goldenen Fliess sich der Glanz von Buddhas und Ikonen wieder findet. Vielleicht, im Tau ihrer Augen, das Blau vielmals unrundeter Moscheen.

Spaet liegt ein Melonenmond im offenen Fenster des Schwarzen Meeres und die Nacht beginnt, aus dunklen Pfuetzen zu trinken. Morgens streichelt ein Wind die Haut und treibt grosse Moeven ins schwirren eines Mauerseglerhimmels. Und zu Bildern von Weite und Erinnerung ahnen wir, in Odessa wartet nicht nur ein Sommer.