Zaeher Morgennebel liegt in den Strassen von Odomxai, waehrend in der uebersichtlichen Busstation ein abgewetzter aber robuster Hyndai warmlaeuft. Das Reserverad im Mittelgang verschwindet unter Taschen und Saecken, darauf kleine blaue Stapelhocker, sollten die Sitzplaetze nicht reichen. Fast 230 Kilometer sind es in den Nordzipfel und in Laos hoechst gelegene Stadt. Heisst 7 bis 8 Stunden Fahrt bis Pong Sa Li, wenn alles gut geht. Der Strassenwurm schlaengelt sich durch die dichtesten Djungelgebiete SO-Asiens. Kaum 100 Meter gerader Strecke, in den broeckelnden Kurven kriecht Staub zwischen den broeckelnden Asphalt. Gelbe Plastiktueten werden verteilt aber wen es wirklich erwischt, benutzt das rasch zu oeffnende Fenster. Nach gut zwei Drittel Weg stehen wir am Beginn eines Stau und haben viel Zeit, zwei Bagger beim raeumen rotbrauner Erde und dem groben planieren zu schauen. So kommen wir dem Schauspiel gluehender Berge und ueber Lianen tastenden Scheinwerfern nahe.
Pong Sa Lis Altstadt liegt wie ein Herz in lockerer Bebauung, die mit gruenen Tentakeln, aus dem umliegendenUrwald, durchzogen ist. Am Rande Haeuser auf langen Pfaehlen, Horizont fuellende Bergketten bis ins chinesische Yunnan und den Norden von Vietnam. Strassen und Gassen spannen ein Netz bunten Lebens. Einem Leben, dass aus dem oeffenlichen Raum, ueber den Gehsteig ins ebenerdige von kleinen Laeden, Lokalen und den privaten Raeumen fliesst.
In Haeusern aus ungebranntem Lehm und hoelzernen Ladenfronten. Das ueberwiegend von animistischen Ho bewohnte Viertel entstnd in den 1960er Jahren aus dem Zustrom chinesischer Haendler. Die ueberwiegende Einwohnerschaft sind buddhistische Phounoy, welche in kleineren Haeusern in den verwinkelten, kopfsteingepflasterten Gassen, oberhalb des Ho-Viertel lebt.
Und Pong Sa Li wird gepraegt von seiner abgeschiedenen Lage, inmitten von zwei Dutzend Ethnien, die in Doerfern siedeln, tagelange Fusswege von der naehsten Stadt entfernt. Die in frueher Daemmerung sich formenden Maerkte aus Koerben, Buendeln, Planen, Toepfen und Eimern, Schuesseln, Blechen und langen Tischen, sind ein Spiegel der Vielfalt von Natur und Mensch. Trachten neben Anorak und dickem Rock, Kopftuechern und Muetzen. Frauen mit Silberschmuck auf der Brust, von Ohren und kunstvollem Kopfputz fallend. Hochgedrehte Haare in mit Perlen besticktes,festes Tuch gewickelt. Das Bild einer faszinierenden Kopfgeburt. Drueber ein babylonisches Sprachgewirr.
Ueber zuengelnden Wokfeuern koechelt die Mutter aller laotischen Suppen. Fhoe in der Schuessel heisst, wuerzig ueberbruehte breite Reisnudeln mit ordentlich Fleisch, Gemuese und frischen Sprossen. Sonne im Zenit.
Als die Stufen zur grossen Stupa dunkeln, raschelt ab und an ein Blatt unter den Fuessen, tritt der Mond, wie der Fahne dieses Landes entsprungen, in stille Wipfel und formt, minutenlang staunend, meisterliche Scherenschnitte aus Elfenbeinschwaerze.