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Rotstichig flimmern die Bilder des Pagoden-TV-Kanl ueber den Bildschirm und zum Lautsprechergesang eines Moench fuellen sich die dunkelblau gesteppten Sitze der Faehre nach Sittwe. Am Ufer schluepft der neue Tag aus den taufeuchten Haenden der Nacht. Zoegerlich leckt die aufziehende Sonne am Spiel der Wellen. Nutzt Wolkenspalten, um gluehende Gerinsel auf die, wie gehaemmert, liegende See zu werfen. Bis sich der Himmel zur Vermaehlung mit den Farben des Wassers entschliesst. Schrill mahnt das Nebelhorn den Weg. An langgestreckten Inseln brechen sich erste Wellen, ist die Muendung grosser Fluesse der Zugang ins flach gestreckte Landesinnere.
Am Weg durch ein verwirrendes Delta liegen kleine Doerfer inmitten gruener Mauern. Die Hauptstedt des Rakhine Staates liegt an der Westkueste Myanmars, sitzt auf einer Halbinsel und hat das Meer im Ruecken. Was Hafen von Sittwe genannt, liegt als breiter grauschwarzer Sandstreifen hinter dem Marktviertel. Ein paar gemauerte Brandungssteine und nur eine der zwei Seebruecken dient etwas groesseren Schiffen zum loeschen ihrer Fracht. Alles andere ist dem Buch der abenteuerlichen Seefahrt entsprungen. Fischerboote, Lastkaehne, kleine Faehren nach irgendwo. Schwarze Planken, buntes Heck, Ruderblatt und laut rumorende Dieselkraft.
Im Jahr 2012 kam es hier zu gewaltsamen Ausschreitungen von Buddhisten gegen die hier lebende Volksgruppe der Rohingya. Ausloeser war ein Angriff auf Buddhisten im muslimisch dominierten Bangladesch. Die Rohingya, eine Minderheit von sunnitischen Muslimen lebt seit ca. 900 Jahren im Westen Myanmars. Seit der Unabhaengigkeit von 1948 sind die Rohingya von staatlicher Repression betroffen. Und auch die demokratisch gewaehlte Regierung von 2010 verweigert ihnen staatsbuergerliche Rechte. Seit es Mitte 2017 zu einem Angriff von Rohingya-Rebellen gegen eine Polizeistation kam, geht das Militaer mit aeusserster Brutalitaet gegen das Volk der Rohingyas vor. Erschiessung, Vergewaltigung, verwuestete Doerfer. Den gut 900 Tausend Rohingyas, welche in Fluechtlingscamps hinter der Grenze zu Bangladesch ein bedrueckendes Leben fuehren, ist die Hoffnung auf eine friedliche Ruekkehr geraubt. Heute liegt die marode Schoenheit der 300 Jahre alten JamaMoschee hinter mit Stacheldraht gesaeumten Mauern, verweigert der Polizeiposten den Zugeng durchs halboffene Tor aus gruenem Blech.
Auch in Mandlay und anderen Staedten der burmesischen Tiefebene gab es gewaltsame Zusammenstoesse zwischen Buddhisten und Muslimen. Unabhaengige Beobachter sprechen von Extremisten auf beiden Seiten. In Meiktila, einer mittleren Grossstadt vor dem Shan Staat, der von den Ausschreitungen verschont blieb, sind zwei grosse Moscheeen verschlossen und offensichtlich dem Verfall Preis gegeben. Hier kam es Anfang 2013 zu schweren Ausschreitungen mit Dutzenden Toten und der Vertreibung von ueber 12 000 Menschen aus ihren Haeusern. Der zwei Tage spaeter verhaengte Ausnahmezustand beruhigte die Lage nur langsam.
Die Muslime mit denen wir sprechen sind einerseits froh ueber den zurueck gekehrten Frieden, anderseits sehr davon betruebt, ihren oeffentlichen Raum verloren zu sehen, den Glauben ins private zurueck ziehen zu muessen.