MAKHA BUSA – fluestern und schreien

 

Die gestern noch zementgrauen, sitzenden Buddhas sind heute ein Goldgelb und Schwarzglaenzend. Sie stehen auf einer Mauer, hinter dem das Ufer des Loei-Fluss steil abfaellt und schauen auf eine provisorisch ueberdachte Ansammlung heiliger Figuren. Ganesha, Shiva, Buddha, variable Groessen, liegend, stehend, sitzend, feingeschnittene Gesichtszuege, leichter Faltenwurf, heilige Farben. Mal leuchtend, mal wetterblass.

 

 

Inmitten dieser Aura unerschoepflicher Symbole und spiritueller Kraft lebt der Moench Bompa. Zufrieden, Mittellos und samt einem Laecheln, dass rotbraune Zahnstuempfe, durch taeglichen Betelgenuss, entbloest. Und zum Moenchsein tritt eine schamanische Gestalt, wie wir beim abendlichen Ritual mit dem Roti-Verkaeufer Dorin glauben zu erleben.

 

 

Zu Gesang und Worten Bompas scheint sein schmaler, mit duennem Umhang begleiteter Koerper, zu wilden Zuckungen, spitzen Schreien und Armschwuengen, mit inneren Kraeften zu ringen. In Faszination vertieft, steigt in unserem Ruecken der volle Mond ueber Makha Busa auf. Das Makha Busa Fest wird von den Theravada-Buddhisten begangen und soll an eine spontane Versammlung von ueber 1200 Schuelern des Buddha erinnern, die zusammen gekommen waren um dem Buddha zu predigen. Dieser Tag faellt immer auf den Vollmondtag des dritten Mondmonats, doch meist wird auch am darauf folgenden Vollmond dieses Tages gedacht.

 

 

Inzwischen ist Saburi mit ihrem Mann und den Kindern gekommen. Sie wohnen unweit und leben mit Bompa eine Art familiaerer Beziehung. Saburi ist schlank, fast zierlich zu nennen, von lieb sorgendem Wesen und wenn sie lacht verschwindet es hinter ihrer Hand. Dabei leuchten ihre Augen. Sie hat selbst gestaltete Gestecke aus kunstvoll gefalteten Bananenblaettern und Blumen mitgebracht und moechte mit uns zum Tempel gehen. Wenig spaeter tauchen die Lichter eines alten Toyota aus der Wiese neben ihrem Haus auf und wir queren die unbeleuchtete Bruecke zum anderen Ufer. Rumpeln durch eine schmale Toreinfahrt und halten im, von einer offenen Halle beschienenen, Hof. Ein paar Moenche mit lockerer Ansprache, zwei Handvoll Glaeubige auf Bambusmatten. Alt und Jung seitlich knieend, Kinder laufen umher. Auch wir knien nieder, rutschen bis zu den aufsteigenden Stufen Buddhas und legen unsere Gaben zu den der anderen. Saburis kleiner Sohn ist muede und so bleiben wir nur fuer eine kurze Weile. Als wir in die, draussen abgelegten, Schuhe schluepfen, beginnt ein Moench, einen weissen, an Buddhas Hand geknuepften Faden, durch den Raum zu spannen. Auf der Rueckfahrt durch schmale Strassen treten die Bilder des Makha Busa im laotische Champassak hervor.

 

 

Ein Bergtempel. Wie steinerner Teppich in die Ebene des Mekong gerollt. Dazu Tausende Menschen, die seit drei Tagen zwischen geschaeftigen Gassen, ohrbetaeubendem Marktgeschrei und rauchschwangeren Altaren pendeln. Ein Ort des hautnah Schauen, unmittelbar Erleben und der Grenze des Ertraeglichen. Auf dem naechtlichen Rueckweg schluckt der Staub die Lichter, schlaengeln wir uns durch den nicht enden wollenden Stau von motorisierten, weg und hinzu stroemenden Menschen. Der Mond spreizt sein Licht auf duenne, langsam ziehende Wolken.