Im Schoss der Tage

 

 

 

Daemmergrau ist lichter Kuehle gewichen und  die Glocken des nahen Kloster verklungen, bis die Sonne, wie ein gluehender Pustel, ueber den schroffen Felskaemmen erscheint. Laengst ist Ban Kong Lor erwacht. Wasserbueffel tragen ihre Ruhe ueber hart, staubige Reisfelder. Scharen von Enten ziehen zum traege, maeandenden Hinbounfluss, der das Dorf zum Djungel hin abgrenzt. An seinem Ufer ueppige, von Bambus umriegelte, teils schwimmende Gaerten. Farbfleckige Boote scheinen mit der Ufererde verwachsen.

 

 

Ueber die flache Mauer von Frau Doyfas Hof wandern die Koepfe der Schulkinder. Sie betreibt ein kleines Gaestehaus und seit ihr Mann bei einem Verkehrsunfall toedlich verunglueckt ist, muss die ganze Familie mehr leisten. So auch zur Bewirtschaftung des Tabakfeldes. Angangs hielten wir die Pflanzen der grossen Felder fuer eine Art Kohl. Spaeter sahen wir die Blaetter der groesseren Stauden geschnitten und auf duenne Hoelzer, dicht an dicht, gesteckt. Damit bestueckt, werden die Trockenhaeuser, ueber Tag und Nacht, temperiert.

In Ban Kong Lor endet die schmale Strasse. Felsriegel, wie mit der Drahtbuerste geschrubbt und gerieft, ruecken dicht zueinander. Geben nur das Mundloch einer kilometer langen Flusshoehle zu erkennen. So ist in der Trockenzeit der Bootsweg die kuerzeste Verbindung ins naechste Dorf Ban Nang Kuhn.

Neben der Strasse hat die Jugend ein Stueck Reisfeld zum staubigen Areal eines Fussbalfeldes gemacht. In einer Handvoll Laeden haengen die Tuecher, der im Dorf gewebten Stoffe, ueber leicht verstaubter Kosmetik und halboffenen Getraenkekisten. Obst und Gemuese braucht der Eigenbedarf. Am Nachmittag kommt ein Tuk-Tuk mit frischer Ware. Zuckelt ueber staubig-steinige Wege verwinkelter Huetten und Haeuser. Wo das Leben die Augenblicke statt der Stunden zaehlt.