Ohrid – Leben am alten See

 

 

Mit der makedonischen Eroberung durch Koenig Philipp, Vater Alexander des Grossen, Mitte des dritten Jahrhundert n.C. , begann die wechselvolle Geschichte von Bluete und Unterdrueckung der Stadt Ohrid durch Griechen, Roemer, Slawen, Bulgaren, Serben, Osmanen und Albaner. In der zweiten Haelfte des 19. Jahrhundert kam es zur Tanzit-Reform, einer Art Neuordnung des Osmanischen Reiches. Diese Modernisierung sollte den langsamen Niedergang des Reiches aufhalten. In einem Plebiszit sprach sich die reiche, mehrheitlich christliche Bevoelkerung fuer den Uebertritt zur bulgarisch-orthodoxen Kirche aus. Heute leben gut drei Viertel der Einwohner Ohrids einen orthodoxen Glauben, neben Sunniten, Katholiken und Protestanten.

 

 

 

Wir naehern uns mit dem Schwarzen Drin, flussauf, dem Jahrmillionen alten See und seiner als > Jerusalem des Westen < benannten Stadt. Wind schiebt  die Wellen zu einer Schicht aus geraspeltem blaugrau. Kleine Kirchen und Kapellen, kaum groesser als die umstehenden Haeuser, zeigen schlichten Backstein, tragen Kuppeln unterm Kreuz, wie kleine Yurten.

 

 

Tuchfuehlung der Gemaeuer, Stein an Stein von heilig und profan. Bildung, Heim und Glauben durch Stufen und kleine Plaetze, auf und ab, getrennt. Gehe, stehe unter orthodoxer Kuppel, vor golden, vielgesichtiger Ikonostase.

 

 

 

Unter dem  Altstadtberg die Ringe mit Beton. Aus Luecken ragen rohe Skelette oder geknickte Eisenstangen, wie Antennen unterirdischer Wesen. Nicht weit graue, grosse Rechtecke. Wellblech, Pappe mit Kisten und Planen beschwert, geflickt. Verwinkeltes, an Neubaulaeden verzurrtes Dach. Tiefe Sonne streift bunten Kleinkram, laesst in halbblind-kaputten Scheiben ein geheimnisvolles Licht entstehen. Die Geduld der Menschen zwischen nicht enden wollenden Warenbergen.

 

 

Streife durch die dunklen Wellen der abgedeckten Gemuese- und Obststaende. Nur hier und da bewegt sich ein Mensch inmitten gestapelter Fruechte im weichen Licht der Daemmerung. Ein Schwarm Voegel verlischt in den schwarzen Bergen des albanischen Ufers, wo winzige Lichter zaghaft wachen. Auch nach Tagen vor Ort, oeffnet sich dem Fremden Neues, schliesst sich ein Kreis in der Dankbarkeit des Abends.