Letzte Regenschauer tuermen die Berge ueber Albaniens Nordosten, die fliessend zur einsamen Grenzregion des Kosovo. Strassen werden schmaler, sichtbar, die in gruene, sich windende Form gegossene, gestaute Kraft des Drin-Fluss. Am Ende eines schummrigen Tunnel stauen sich Menschen und Waren und auf schwimmenden, tuckernden Inseln rueckt alles nah zu einander.
Felswaende ueber Spiegelbildern voll schroffer Dramatik, Einoedhoefe in steiler Eschenwaldflanke, mal fruchtbare Terassen bis an die Wasserkante. Vor dem Strassenbau war die Faehrverbindung zwischen Koman und Fierza die schnellste, heut die schoenste Verbindung ins Valbonatal. Gleich einer gelben, strammen Garde stehen Maispuppen an schmaler Talpforte.
Wir nehmen einen Nachmittag lang den Anstieg neben der dritten Staumauer. Zu geschenkten Weintrauben vergluehen die Berge, greift ein ruppiger Wind alles lose, legt die Himmelsmilchstrasse unseren Weg in die Nacht. Der Morgen streicht friedliches blau ueber leuchtende Berge, unter uns Wolken wie gezupfte Zuckerwatte. Wege in den Fels gegraben, tiefe Seitentaeler zwischen Fahrwind und Bergritzel, in manchen Kurven geht der Blick weit in den Tag zurueck.
Getuenchte Steine wie Flammen am Strassenrand, tief und winzig die Felder voll leuchtend, reifem Mais. Doch unsere Vorraete fuer die folgenden Tage neigen sich und wir suchen eine Loesung. Mit neuer Strassenperspektive, 30 Tonnen Trinkwasser und unseren Raedern im Ruecken nehmen wir drei Paesse und unzaehlige Kurven mit unserem Truckerfahrer Dori, der Fahrkunst an der Baustelle einer Felslawiene beweisen muss.
Ab Kukes zieht die Karawane Richtung Peshkopi und Mazedonien und knackig geht es an spitzen 3000er vorbei. Der Fluss des Lebens mit Gesichtern, Horizonten, weissem Kopftuch, suessen Brombeeren, erstem knistern Herbst unter den Reifen, dem gemeinsamen wollen, neugierig dem Wege zu folgen.