Offene Himmel

 

 

Steil endet der langsam aufflammende Herbst an der Uferkante des Skarda-See. Alte, locker verteilte Doerfer hocken auf fruchtbaren Flecken, wie alte Zaehne, stehen grau verlassene Mauern in dichtem Gebuesch.  Zum spaeten Mittag frische Feigen, Leute gruessen, wir legen die nackten Fuesse auf den warmen Asphalt.

Steil verlassen Schotterwege die Strasse, um eine Mauer gefasste Steinkirche stecken kleine Zypressen, wie abgebrochene Pfeile, im braun felsigen Hang.  Vis a vis liegt Albanien wie ein helles Handtuch.  Hier ziehen die montenegrinischen Berge einen weien Bogen an das Suedufer des See.

 

 

Fuer Wasser und Camp seilen wir nach Murici ab. Aus erster Daemmerung spitzt ein Minarett, laetet zirpen die aufkommende Nacht, zieht orangen, wolkendurchwebter Mond, wie von Buehnenhand, hinter harter Schwaerze hervor. Die Mitternacht oeffnet Gewitterschleusen, laesst den anbrechenden Morgen, nach fuenf Monaten Trockenheit, dumpf raeuspern. In einer Kurve treffen wir Yussuf. Warm begegnet sich unsere Hand. Sein Gesicht, wie Mascobadozucker, schwaermt von Gorbatschow, Kohl und Deutschland. Nach vielen Jahren im Hotelgewerbe lebt er nun mit Kindern und Enkeln, einer kleinen Rente, hier im Bergdorf.

Der Himmel grau gepresst, blitzzerissen. Wellen heben den Bug eines schmalen Fischerbootes. Ueber den Oliven- und Feigenterassen liegen schwarz gefleckte, herbstzeitlos umbluehte, Graeber. Regenglatt leuchten Steine auf dem Weg hinab vom Dorf.