Siebzig Kilometer hinter Tadschikistans Haupstadt Dushanbe, schickt der Schotterpistenauftakt des Pamir Highway in die Entschleunigung. Entlang eines mit sonnigen Kiesinsel geschmückten Flusses, lassen uns große Wasserlachen und unterspülte Wege die Radfuhre schieben und nur mühsam voran kommen. So erreichen wir Tage später als geplant, das autonome Gebiet Berg-Badachschan. Aber der späte Sommer ist uns hold und nirgendwo anders wollen wir sein.
Im ersten Dorf des Anstiegs zum 3200 Meter hohen Karim- Pass, huscht der Herbst durch ein paar Bäume. Und in der Hitze des Mittag ist es angenehm, ja notwendig, einen schattigen Platz auf Decken und Kissen zu suchen, bei Tee die Zeit vorbei ziehen zu lassen. Vor erreichen der Passhöhe schenkt uns der Himmel ein paar Wolken, bevor der Blick frei über die Bergwelt des Hindukusch fliegt. Zur Akklimatisierung nutzen wir, kurz hinter dem Pass, ein verlassenes Hirtenlager. Ein felsiges Rinnsal gibt Teewasser, eine Handvoll Feigen fruchtige Süße ins verlöschende Licht des erschöpften Tages.
Im Licht der über die Gipfel balancierenden Morgensonne kommt eine zottelige Herde Ziegen die Strasse herauf. Sack und Pack, der jungen Hirten, auf einem halben Dutzend Esel verteilt, liegt eine schimmernde Staubwolke über der nächsten Kurve, wo die Bewegung aus dem Blick gelöscht.
Die sich windende Abfahrt bringt uns ins Tal des Panj, dem Grenzfluss zu Afghanisten. Im Kala-i-Khumb holen wir Wasser und Kekse, entfliehen der Hitze in den Fahrwind gen Südost.
Unter jungen Ficusbäumen finden wir den ersehnten Schatten, sowie eine kleine Küche für Tee, Suppe und Brot. Über das Rauschen des Fluss legt sich ein afghanisches Dorf in den Aufschwung des Ufers. Rechteckige Lehmbauten, ein im Wind flatterndes Giebelzelt, ab und an huscht ein Mensch umher.
Die freundlichen Menschen, die unmittelbaren Bilder dieses Flecken Erde machen uns glücklich und dankbar, nun hier an der Pforte zum Zentralpamir.
Dushanbe – Khorog 550 km