UNTERWEGS IN ANATOLIEN-zwischen Atem des Orient und Kappadokischen Welten

Warum reisen wir?   Auch dies,damit wir Menschen begegnen,die nicht meinen,daß sie uns kennen ein für alle Mal.Damit wir nocheinmal erfahren,was uns in diesem Leben möglich sei.      Max Frisch

Rufe vom Minarett sind allgegenwärtig in diesem Land Türkei. Doch sie gelten nicht mir. Nur meine Sinne weilen in  Muse und Stille der Moscheen, der Hingabe im täglichen gelebten Glauben, in arabischen Schriftzügen, verflochten in aufsteigenden Mustern blauer und goldenen Blätter. Ich bin ein Pilger ohne den Islam, ohne eigenen Glauben. Ich bin ein Pilger, der die Rufe vom Minarett auf sich wirken lässt.

 

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Nach einer ersten Nacht unter safrangelbem Mond, auf staubig knochenbleichen Hügeln über der Stadt Van, treffe ich auf ein Projekt für Teppichknüpferinnen. Mehrere hundert Frauen arbeiten vor Ort oder in ihren Dörfern für ein sicheres Einkommen und soziale Sicherheit. Daneben ist es ein Weg zur Emanzipation, im ärmsten und meist von Männern dominierten Teil der Türkei.

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Der Van-See,der größte seiner Art in der Türkei, zu türkisch Van Gölü, liegt auf gut 1700 Meter Höhe und speisst sich aus umliegenden Bergen an der 4000der Marke. Ohne Abfluss, regelt er seinen Wasserhaushalt über Verdunstung und liegt deshalb im stark alkalischen Bereich. Soda und Salze werden zur Waschmittelherstellung genutzt. Aber Überfischung und Abwässer bringen ihn zunehmend an den Rand des Kollaps.

 

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Unverbauter Blick auf die Insel Akdamar, wo ein armenisches Kloster immer wieder zu Streit zwischen armenischen Gläubigen und dem Staat Türkei führt.

 

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                                          Die Herbstschur ist der Auftakt zur Arbeit mit Schaf- und Ziegenwolle

 

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Weg vom breiten Band der Straße, wechseln weitläufige Nomadenplätze und Kleine Dörfer. Hier Lehmbauten, dazwischen Wallnussbäume, kleine Maisfelder, Kühe und Ziegen, geschichtete Brennholzzweige, Wäsche und Teppiche auf der Leine.

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Wo die Berge steiler, das Land wilder und der Weg zu Schotter und Sand wird, zieht sich das Leben in geduckte Oasen zurück. Zwischen einem Tee mit dem Iman und Stillleben am Straßenrand, begegnet mir freundliches Interesse und große Gastfreundschaft aus kargen Gärten.

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Unter sonnig bleichem Abendhimmel öffnet sich mir das Haus einer kurdischen Familie. Und der Luxus familiärer Sesshaftigkeit: heiße Banja, Waschmaschine, Teller voll üppigem Essen in froher Runde.

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Nach dem Sternenlager auf der Terasse sind einige schon früh unterwegs zu Schule und Arbeit. Uns schenkt der Morgen Zeit für Ruhe, Gemeinschaft und Abschied.

 

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HASANKEYF, die zur „Perle auf Zeit“ ernannte Stadt am Tigris. Durch den Bau des Ilisu-Staudamm sind über 30 Orte dem Untergang geweiht. Und damit große Vergangenheit sowie vertrauter Lebensraum vieler Familien.

 

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Höhlenwohnungen vergangener Generationen über dem Ort

 

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Über MARDIN thront die alte Burg, Minarette ragen aus dem Spiel der Gasse, kamelfarbene Häuser kleben am Hang und wie ein Phönix erhebt sich alles über die schier endlose, diesige Weite Mesopotaniens.

 

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Wo der Orient mit den Sinne spielt, der Klang des Tages friedlich in die Nacht wandert, liegt vor den Toren auch Bedrohliches, Unheilvolles. Kaum drei Dutzend Kilometer gen Süden, löscht ein nicht enden wollender Krieg Vergangenheit, Identität und Zukunft eines Volkes aus.

 

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Zum Freitagsgebet ruht das Leben, fließt Glauben und Gemeinschaft unter Kuppeln zusammen

 

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Im Teehaus macht es sich die Zeit gemütlich

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Leben auf dem Basar

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Während der Unruhen im frühen 20.Jh wurden viele assyrische Christen vertrieben oder starben. Viele andere sind in den letzten Jahren ausgewandert. Heute nutzen nur noch ca. 600 Christen die elf Kirchen der Stadt.

 

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Die Stadt URFA ist Pilgerstätte, spirituelles Zentrum und eine Bühne der Völker Arabiens und Nahost.

 

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Ein riesiger Basar greift mit prächtigen Gewölbebogen und offenen, hinreißenden Innenhöfen bis auf das 16. Jh. zurück. Und jeder Tag ist wie ein großer Reigen Leben.

 

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                                                                                                     Mevlid – i  Halil Camii

 

Urfas Gärten

Zwitschernde Dächer/ genäht an Duft und Aug der erwachenden Basare/

gelegt um Kuppel und Turm der Worte wie Fahnen/

Webt leichte Tücher in den Glauben/ der einen Abend findet/

in den Wipfeln der Stille.

 

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Wo die Ebenen Zentralanatoliens ausklingen, erscheint eine faszinierend, eigenwillige Landschaft. Bizarre Felsformationen und fruchtbare, verschlungene Täler harmonieren mit byzantinischer Kirchen und Höhlenarchitektur. Tagelang kann man Stimmung und Wege dieses großen Gemäldes durchstreifen.

 

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PAPPEL UND HONIG

Geblähte Ohren / schwarze Tropfen / fühlen am Puls der Fruchtbarkeit / wo Sand den Fels schleift / und Dünen ins Dasein wachsen / ist der Himmel ein Hafen / der Horizont eine Liebe / ruhelos und still / schrill und lauschend / im Flug / der lautlos, flirrenden / Zeit.

 

Salaam wa leikum und Dank für den Segen des glücklichen Unterwegsseins,dafür, die Zeit träufeln zu spüren…..

Pillnitz November 2013