“ Wer nicht reist, kennt den Wert der Menschen nicht „ sprach Ibn Batuta, der unermüdliche arabische Wanderer und so habe ich mich mit dem Rad aufgemacht, ein Land und seine Mensche zu erfahren,das an der geografischen, politischen und wohl auch kulturellen Grenze zw. Asien und Europa liegt. Das den Orient atmet aber tief christlich verankert ist.
Verlässt man Yerevan, die Hauptstadt Armeniens, durch das fruchtbare Tal entlang der Grenze zur Türkei, ist der Ararat ein ständiger Begleiter.
In Klöstern, wie hier in Noravank, floß Geist und Spiritualität der Mönche und Gelehrten in das Entstehen der ältesten, armenisch-apostolischen, Staatskirche der Welt.
Hinter dem gut 2300 Meter hohen Vorotanpass liegt eine riesige Hochebene. Das Auge schwankt in der Erinnerung zw. Schottischem Hochland und Lapplands Weite.
Das Kloster Vorotnaravank klammert sich an den steilen Hang über dem Fluß und könnte eine Art christliche Karavanserei gewesen sein : karges Lager und geistige Stärkung für die Reisenden. Mir bietet es einen Schlafplatz unter den Obstbäumen des Klostergartens.
Der Hirte Sana unterweg mit seinen Tieren. „Du bist allein, ich hab meine Schafe…..
Die gut 80jährige Lena lebt seit vielen Jahren, über den Sommer hinweg, in einem kleinen Dorf über dem Sevansee. Ihr Tagwerk ist die Aufbereitung der Schafwolle, die Herstellung von Butter und Käse für den Eigenbedarf und den Markt. Lena, die ruhige, freundliche, tüchtige und GLÜCKLICHE.
Der Sevansee, mit gut 2000 Meter einer der höchst gelegen Bergseen der Welt. Seine Mächtigkeit ist durch Abholzung, Überfischung und Wasserraubbau bedroht.
Im Norden des Landes gibt es viele Dörfer, welche von Russen bewohnt werden. Der 84jährige Wladimir lebt, seit vor 3 Jahren seine Frau verstarb, allein. Mit kleiner Rente, einer Kuh, Garten mit Obst und seinen Bienen. Rasch genießen wir das miteinander, jeder für eine kurze Zeit aus dem Einzelgängertum gelöst.
Eine kleine Runde über Georgien….es nahen die Wahlen… leuchtende Granatäpfel… Säcke und Kisten voller Kartoffeln, Gurken, Aubergin und Zwiebeln….viele Frauen tragen Kopftüchern…Walnußalleen zwischen kleinen Dörfern…Männer spielen Narda, das tradionelle Brettspiel der Kaukasusvölker.
Nach einem gut 20 Kilometer langen Anstieg durch ein weltabgewandes Tal, kommen spätestens hier Zweifel, an einem internationalen Grenzübergang zu landen. Doch mit Freundlichkeit und neuem Visum geht es zurück nach Armenien.
Um das Ashgarat-Massiv, nördlich von Yerevan, leben jessidische Kurden. Im Dorf Reza zeigt mir Rychow ein ungewöhnliches Gräberfeld. Pferdestatuen, zum Teil mit abgebrochenen Gliedmaßen, manche ganz am Boden.
Auf einer Anhöhe, in Sichtweite des abgelegenen Bergdorfes Jeghipatrusch, trifft sich im Rund einer alten Kapelle, gelebter christlicher Glaube und Geisterkult.
Eine Handvoll Kerzen als Dank an die Menschen dieses Landes, für große Gastfreundschaft, Hilfe und offenes Gegenüber. Und mit dem kleinen Buddha teile ich in der Heimkehr ein Lächeln, daß die Lippen und die unwiederbringlich gelebte Zeit verzaubert.
September/Oktober 2012