Wo Ohrid auf seine geistlichen Werte baut, hat Girokaster die weltlichen unter graue Schieferdaecher gestellt. Reiche Familien formten im 18 Jhd. ihre Haeser aus einer Mischung von Wehrturm, Palazzo und Tempel zu einem Teil der Balkanarchitektur. Unter den Balkonen, zu Fuessen der Stadt lagen ihre Laendereien im fruchtbaren Land der Drin-Ebene. Familien wie Kadale, Muzina und Fico praegten die Gegend wirtschaftlich und kulturell. Moscheen, Medressen und Kirchen gaben der ethnischen Vielfalt von Albanern, Griechen, Walachen und Roma Heimat und Gemeinschaft. Und auch heute leben Muslime und Christen friedlich und tolerant den gemeinsamen Raum.
Enver Hoxhas Geburtsstadt wurde in den 60 er Jahren zur Museumsstadt erklaert und scheint so, einem rapiden Verfall und dem Kahlschlag von Neubauten entkommen. Auch wenn Kirchen und Moscheen geschliffen und zweckentfremdet, geduckt die Hoxha – Zeit ueberstehen mussten, blieb das Gesamtbild von steil gestuften Haus- und Hoftrassen erhalten. Der Festungsblick streift die Gassen des alten Basar und scheint ueber die lose gelegten, breiten Schieferdaecher, wellengleich, hinab zu fliessen. Strassen werden zu Gassen, zu schottrigen Pfaden zwischen nobler Sanierung und marodem Charme des sich eingerichtet haben. Sitzsteine neben farbigen, halbrunden Toren, frisch gelegter Stein und russige Fassaden, weinueberspannte Hoefe, wildwuchernd behangene Mauern, geflickte Stuetzbalken der weit ueberstehenden Daecher. Glockenmann und Muezzin lausche der Daemmerung, die als Dickicht schmale, steile Gassen faerbt.
Verlassen die Stadt mit einem Minibus ins nahe gelegene Lazarat, um ein Stueck der Gegend zu erkunden. Finden nur mit fragen aus dem verschlungenen Dorf und letztlich begleitet uns der 13 jaehrige Briken ueber sonnentrockenen, welligen Hang zurueck in die Stadt. An einem ausgetrockneten Bach entlang, liegen Gruppen gestapelter alter Reifen. Und das Bild einer von der Polizei entdeckten und nun aufgegebenen Haschischplantage. Am Stadtrand, grossraemig mauerumlaufend, gruenflaechig, das neue Zentrum der Bektashi. Einer moderaten muslimischen Glaubensgemeinschaft, welche dem spirituellen Weg von Suffis und Derwischen folgt. Ein Steinwurf entfernt die aus sichtlicher Not und Armut entstandenen Behausungen mehrerer Roma-Familien. Meist bunt und auf ihre ganz eigene, unvergleichliche Art, gehen die Nachfahren, der wahrscheinlich aus dem indischen Radjhastan stammenden Volksgruppe, ihren Weg des Lebens.